Rückblick

Medienartikel   |   Freitag 04.05.2012

Vom Männerchorgesang fasziniert

Kathrin Pfändler dirigiert seit rund einem Monat den Männerchor Gossau.

 

Ohne Männerchorgesang wäre das Leben von Kathrin Pfändler nur halb so spannend. Seit ihrer Jugendzeit kennt und schätzt sie Männerchöre. Beim Männerchor Gossau hat sie sich als Dirigentin gut eingelebt.

 

Kathrin Pfändler, wie geht es Ihnen als musikalische Leiterin mit so vielen Männern?
Ich fühle mich wohl. Der Männerchor Gossau hat mich herzlich empfangen. Die Männer sind sehr offen. Sie zeigen eine grosse Motivation für den Gesang. Klar ist, dass wir uns zuerst aneinander gewöhnen und diesem Prozess auch Zeit geben müssen. Noch etwas am Kämpfen bin ich mit den vielen neuen Namen.

 

Sie bereuen Ihre Zusage also nicht?
Überhaupt nicht. Dass ich Männer dirigiere, ist für mich nicht neu. Ich hatte freie Kapazitäten und wollte nach 30 Jahren nicht ohne Männerchor sein. Als ich dann erfuhr, dass ich gewählt worden war, obwohl ich mich fast etwas spät beworben hatte, freute ich mich sehr. Ich bewundere zudem den Mut, den der Männerchor Gossau mit der Wahl einer Frau gezeigt hat. Denn immerhin hat er mit mir Neuland betreten.

 

Was fasziniert Sie vor allem am Männerchorgesang?
Der Gesang grundsätzlich interessiert mich, weil man sein Instrument immer dabei hat. Singen kann man immer und überall. Der Männerchorgesang im Speziellen ist einmalig wegen seines Klanges. Die Harmonien gefallen mir, weil sie ins Herz gehen. Die Literatur ist spannend. Es ist faszinierend, meine Vorstellungen von der Gestaltung eines Liedes mit einem Chor umzusetzen. Zudem bin ich überzeugt, dass man als Zuhörer spürt, ob eine Frau oder ein Mann ein Lied erarbeitet und eingeübt hat.

 

Wie sind Sie zum Gesang gekommen?
Über meinen Musiklehrer am Semi und meinen Vater lernte ich den Männerchorgesang kennen. Mit 16, 17 Jahren hörte ich an den Proben am Sonntagmorgen mit Freude zu. So kam es, dass ich mit 20 Jahren einen Kurs zum Singen besuchte. Danach ergab das eine das andere und ich wurde Dirigentin eines gemischten Chores.

 

Wann kamen die Männerchöre dazu?
Als ich nach dem Semi meine Arbeit als Lehrerin begann, übernahm ich gleichzeitig den Werkmeisterchor Oerlikon. Das war eine sehr schöne Erfahrung. Denn die Mitglieder waren alle in recht hohem Alter und sorgten sich um mich wie um ihre Enkelin. Auf der anderen Seite waren diese Männer gewohnt, Leute zu führen und nicht sich nach den Wünschen einer jungen Dirigentin zu richten.

 

Wie ging Ihre Dirigentinnenkarriere weiter?
Die vergangenen 30 Jahre dirigierte ich immer zwei bis drei Chöre parallel. Als meine Kinder zur Welt kamen, reduzierte ich etwas, konnte aber immer noch mit Leidenschaft meinem Hobby nachgehen und fühlte mich immer wohl, sei dies in einem Männer-, Frauen-, Trachtenoder gemischten Chor. Einen Chor zu leiten ist für mich eine Herzensangelegenheit.

 

Wie werden Sie Ihre Erfahrung im Männerchor Gossau einbringen?
Mir ist wichtig, dass sich die Männer auf mich als Dirigentin konzentrieren. Deshalb lege ich viel Wert darauf, dass sie auswendig singen und wir dadurch ein Lied wirklich gestalten können. Ich möchte aber auch, dass sich die Männer immer sicherer fühlen in ihrem Gesang. Sie sollen offen und flexibel sein in Bezug auf ein Stück und auch auf meine Art der Gestaltung. Das braucht Zeit und Vertrauen.

 

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Männerchor Gossau?
Ich habe festgestellt, dass wir zum Beispiel an der Aussprache noch arbeiten müssen. Das chorische Atmen möchte ich ausbauen, denn es ist den Sängern noch nicht geläufig. Das Repertoire haben wir bereinigt. Die verbleibenden Lieder werde ich leicht neu gestalten.

 

Welchen Stil pflegen Sie als Dirigentin?
Ich engagiere mich sehr stark und fordere sicher viel. Mein Ziel dabei ist, möglichst viel aus den Sängern herauszuholen und die Qualität des Chores hochzuhalten.

 

Wie schätzen Sie den Männerchor Gossau qualitativ ein?
Ich bin sicher, dass die Qualität des Chores irgendwo zwischen sehr gut und vorzüglich liegt. Das bedeutet, dass ich mit den Männern einige spannende Stücke einüben kann, was sehr reizvoll ist.

Was bedeutet das in Bezug auf den Bezirkssängertag vom 2. Juni in Niederhelfenschwil?


Ich freue mich, dass ich gleich so kurz nach meiner Wahl mit dem Männerchor Gossau an einem Gesangsfest teilnehmen kann. Wir haben zwei gute Stücke ausgewählt. Und ich bin überzeugt, dass sich die Gossauer Männer keine Blösse geben werden.

 

Quelle: Gossauer Wochenzeitung (www.goz.ch)
Ausgabe Nr. 18 vom 4. Mai 2012
Interview: Martin Brunner
Bild: Urs Bucher / St.Galler Tagblatt

 

 

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